Da sind sie wieder: die Herbstzeitlosen. Und jedes Jahr aufs Neue werden Kindheitserinnerungen wach, wenn ich beim spätsommerlichen Laufen die Blumen entdecke, die den Sommer noch einmal hochleben lassen, bevor sie ihn verabschieden. In der französischen Schule, die ich als Kind besucht habe, war das Lied „colchiques dans les prés“ ein Klassiker, der gerne zu Schulbeginn gesungen wurde. Der Refrain besagt, dass diese Blüten in der Wiese, das Ende des Sommers ankündigen.
Der Name Herbstzeitlose bezieht sich auf die Bedeutung von „lost“, das soviel heißt wie „vorhersagen“.
Klingt für manche vielleicht wehmütig – doch es ist wie immer eine Frage der Perspektive. Trauern wir um das was nicht mehr ist oder freuen wir uns über das was war, was hinter uns liegt. Die einen sagen, was hinter uns liegt ist vorbei. Die anderen nennen es verewigt. Nichts ist so sicher wie das Vergangene, geborgen in unserer Schatzkiste der Erinnerung. Ich persönlich fühle mich im Spätsommer immer Sonnen-satt, erholt, genährt vom Müßiggang und daher auch wieder voller Tatendrang und Funktionslust. Das Licht wird sanfter, die Energie wieder gesammelter und ruhiger.
Buchtipp:
Wer noch einmal in nostalgische Sommer-Gefühle eintauchen möchte und auch in frühere Zeiten, der liest am besten Nachsommer von Adalbert Stifter.
Man fühlt den Schatten des Kirschbaumes, riecht das Heu und den Sommer-Regen und ist dank der nostalgischen Sprache zurückversetzt in ein anderes Jahrhundert.